Entschlacken und entgiften im Wellnessurlaub- Hubertus unplugged

Interview: Der Wellnessmarkt in Zeiten der Pandemie – ein weltweiter Überblick

Herr Altewischer, Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem deutschsprachigen Wellnessmarkt und den angrenzenden Nachbarländern. Gleichzeitig haben Sie die Entwicklungen im Wellnessbereich weltweit immer mit im Blick, warum ist das wichtig?

Auch wenn die Gäste in unseren Partnerhotels vornehmlich aus dem europäischen Raum kommen, ist es unabdingbar Entwicklungen und Innovationen auf den internationalen Wellnessmärkten zu beobachten. Ich stehe daher in regelmäßigem Austausch mit meinem internationalen Netzwerk an Wellnessexperten. Was passiert in Nordamerika, was in Asien? Genauso spannend können aber auch Trends aus bislang weniger beachteten Regionen wie Afrika oder Südamerika sein. Deshalb freue ich mich ganz besonders, jedes Jahr auf der ITB Berlin das Expertenforum Wellness ausrichten zu können und dazu Speaker aus allen Teilen der Welt persönlich zu treffen.

Wenn Sie den großen Blick beibehalten: Was sind momentan die wichtigsten Themen des Wellnessmarktes?

Das ist im Moment ganz klar Covid-19. Weltweit sind die Wellnessmärkte stark von der Pandemie betroffen. Interessant ist zu sehen, wie unterschiedlich einzelne Länder oder Regionen auf die Pandemie reagieren, besonders in Bezug auf Wellnessreisen und -dienstleistungen.

Darüber hinaus gibt es gerade jetzt einige Themen, die global immer wichtiger werden. Genauso wie hier im deutschsprachigen Raum lässt sich zum Beispiel in Afrika ein steigender Bedarf an Mental-Wellness-Angeboten beobachten. Dort wie hier nimmt die Bereitschaft, aktiv etwas für die eigene Gesundheit zu tun, zu und die Sehnsucht der Wellnessgäste nach möglichst viel Zeit an der frischen Luft.

Können Sie noch etwas näher auf die aktuelle Situation des afrikanischen Wellnessmarkts eingehen?

Afrika konnte bis vor kurzem ein rapides Wachstum im Wellness-Tourismus verzeichnen – inzwischen sieht das Corona-bedingt anders aus. Aufgrund des Lockdowns haben dort ca. acht Millionen Menschen ihren Job verloren und viele Wellnesshotels mussten schließen. Elaine Okeke-Martin, Präsidentin der Spa and Wellness Association of Africa berichtet andererseits, dass allerdings gerade jetzt Coaching-Angebote zur Stressreduktion gefragt sind. Sie stellt außerdem fest, dass vor allem der Bedarf an Angeboten für die Psyche wächst, da diese durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen wird, nicht zuletzt aufgrund der massiven Einschränkungen bei den persönlichen Kontakten.

Wie kann es nach der Pandemie weitergehen?

Elaine Okeke-Martin ist davon überzeugt, dass die Menschen sich nach der Pandemie vor allem nach Freiheit wie zu den Zeiten vor Covid-19 sehnen. Und sie möchten endlich wieder ihr „normales Leben“ führen. Wellnessangebote werden daher noch mehr gefragt sein. Vielen Menschen – auch in Afrika – ist dabei eine ganzheitliche Betrachtung wichtig sowie eine Rückbesinnung auf ursprüngliche Methoden, traditionelle Rituale und lokal hergestellte Produkte mit natürlichen Inhaltsstoffen.

Wie sieht es in Asien aus, entwickelt sich die Situation ähnlich oder hat man dort die Corona-Krise nahezu überwunden?

Insgesamt zeigt man sich grundsätzlich optimistisch, da Wellness als Urlaubsangebot in Asien nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. In China ist inzwischen fast wieder Normalität eingekehrt. Besonders die Bewegungs- bzw. Fitnessangebote sind dort beliebt. Doch es gibt auch schlechte Nachrichten: aufgrund der Pandemie reisen 30 bis 50 Prozent weniger Touristen als sonst nach Asien. In Thailand beispielsweise haben viele Wellnesseinrichtungen schließen müssen. 35 Prozent von diesen werden nicht wiedereröffnen. Die Folgen des Lockdowns und der internationalen Reiseverbote machen sich also auch im asiatisch-pazifischen Raum drastisch bemerkbar.

Wie lassen sich diese Verluste auffangen?

Ähnlich wie bei uns: neue Arrangements und funktionierende Hygienekonzepte müssen den Gästen Sicherheit vermitteln, damit ihr Vertrauen in die Urlaubsregionen wieder gefestigt wird. Samantha Dunn, Mitgründerin der Asia-Pacific Spa & Wellness Coalition und Spa-Managerin berichtet, dass einige Anbieter bereits ihre Preise reduziert haben, um die Angebote noch attraktiver zu machen. Die aktuelle Zeit ist auch in den asiatischen Regionen von Unsicherheit geprägt, sowohl auf Seiten der Gäste, als auch auf Seiten der Mitarbeiter*innen. Es fehlt an staatlicher finanzieller Unterstützung sowie klar formulierten Perspektiven für die zukünftige Planung. Das kommt einem irgendwie vertraut vor.

Haben Sie konkrete Beispiele, die bereits in der Umsetzung sind?

Ja, in Sri Lanka versucht man die Wellnessbranche schon seit längerem zu stärken – und zwar mit authentischer Positionierung der entsprechenden Hotels. In den vergangenen fünf Jahren wurde das Ayurveda-Angebot auf der gesamten Insel kontinuierlich weiter ausgebaut, mit dem Ziel Sri Lanka auch langfristig im Gesundheitstourismus zu positionieren. Mit Covid-19 reift bei den Menschen die Erkenntnis, dass es sinnvoll ist, das eigene Immunsystem nachhaltig zu stärken. Das bekräftigt Ayurveda-Spezialist Asoka Hettigoda, Eigentümer der Siddhalepa Ayurveda Resorts & Spas. Er sieht die aktuelle Entwicklung als Bestätigung für das Vorgehen in Sri Lanka.

Welche Trends sind außerdem präsent?

Ingo Schweder hat hierzu einen beeindruckenden Beitrag gebracht. Nachhaltigkeit ist ja schon länger ein Trend, der sich auch weiterhin hält. Durch die Pandemie noch wichtiger geworden ist das Bewusstsein für das körperliche und geistige Wohlbefinden. Die in Wellnesseinrichtungen, -anlagen und -gebäuden verwendeten Materialien sollen sich gut anfühlen und möglichst aus lokalen Ressourcen stammen, außerdem sollen sie umweltschonend hergestellt werden und gesundheitsförderlich sein. Aspekte wie Energieeffizienz und die Qualität von Luft und Wasser rücken zusätzlich mit in den Fokus.

Zusammen mit der allgemeinen Sehnsucht nach einem gesunden Leben entwickeln sich Wellness-Communities weg von absoluten Luxusprojekten, hin zu Gemeinschaften, die für immer mehr Menschen zugänglich werden. Mit den hohen Qualitätsansprüchen geht also auch eine stärkere Nahbarkeit von Wellness einher.

Ziehen wir den Kreis einmal kleiner: Wie sieht der europäische Wellnessmarkt aktuell aus?

Wie wir alle sehen konnten, mussten die europäischen Märkte im letzten Jahr hauptsächlich vom heimischen Tourismus leben. Besonders in Nordeuropa haben die Inlandsreisen zugenommen und werden höchstwahrscheinlich auch nach dem Ende der Pandemie beliebt bleiben. Trotz dieser herausfordernden Zeit sieht zum Beispiel Dr. László Puczkó, Gründer von Health Tourism Worldwide, auch Chancen – es bleibt abzuwarten, welche neuen Möglichkeiten sich für die Wellnessbranche eröffnen. Fest steht, dass Wellness nicht länger als Luxusgut gilt, sondern als Lebensstil in den Köpfen aller ankommt. Die Menschen möchten ganz bewusst gesundheitlich orientierte Wellnessangebote wahrnehmen und freuen sich, von diesen profitieren zu können – erst recht nach der Pandemie.

Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf den Wellness-Tourismus aus?

Wellness ist kein kleines Nischenprodukt mehr, das gilt für alle Kontinente. László Puczkó hat dazu eine spannende Studie veröffentlicht, die ihren Blick auf die Zeit nach Covid-19 richtet. Darin stellt er unter anderem fest, dass die Gäste zunehmend Wert auf Medical-Wellness-Angebote und naturbasierte Anwendungen legen. Insgesamt wächst das Interesse an Wellnessreisen weiterhin – Europa nimmt dabei eine führende Position ein. Auch nach Covid-19 werden kurze Anreisewege willkommen sein, was für ein verändertes Reiseverhalten sorgt. So wirkt sich die Pandemie ebenfalls auf die Buchungsentscheidungen der Wellnessgäste aus: In Zukunft werden diese mit deutlich weniger zeitlichem Abstand zum Reisedatum getroffen werden.

Wie helfen Wellness-Angebote nachhaltig bei der Krisenbewältigung?

Was aktuell fehlt, ist das mentale Gleichgewicht. Eine Expertin, die sich auf dieses Thema spezialisiert hat, ist Diana Sicher-Fritsch. Sie ist Lebensberaterin im Mental-Spa-Resort Fritsch am Berg. Dabei hat sie nicht nur ein Händchen für ihre Gäste, sondern auch für ihre Mitarbeiter. Wir alle stecken wohl zurzeit in einer Art Krise – diese durchlebt man laut Diana Sicher-Fritsch in fünf Phasen: „Nicht-wahrhaben-wollen“, „Aufbrechende Gefühle“, „Rückzug“, „Neuorientierung“ und „Erholung“, wenn es denn dann endlich weiter geht. Gefühle, die diese Phasen begleiten, sind etwa Wut, Angst oder Ärger, Niedergeschlagenheit und am Ende auch Zuversicht. Nach dem ersten Schock wird der Blick also wieder nach vorne gerichtet. Wellness-Aufenthalte können dabei helfen, zur inneren Ruhe zurück zu gelangen und neue Kraft zu schöpfen. Mit dieser Hilfe lassen sich dann selbst neue Bewältigungsstrategien erproben und auf lange Sicht in den Alltag integrieren.

Vielen Dank für diese interessanten Einblicke in die internationalen Wellnessmärkte. Mehr zur aktuellen Lage im deutschsprachigen Raum lesen sie in den Wellness-Trends 2021.


Die Kooperation der Wellness-Hotels & Resorts (WH-R) ist die erste Adresse für Wellness-Erlebnisse und steht seit 1997 an der Spitze der deutschsprachigen Wellness-Hotellerie. Mittlerweile gehören ihr neben den ersten Pionieren sorgfältig ausgewählte, meist inhabergeführte deutsche Wellness-Hotels sowie internationale Partner im 4- und 5-Sterne-Bereich an. Die Kooperation fungiert außerdem als Vorreiter beim Thema Positionierung in der Wellnesshotellerie und darf bereits top positionierte Häuser, beispielsweise im Bereich Thalasso, Ayurveda oder auch Medical und Mental Wellness, zu ihren Mitgliedern zählen. Unabhängige TÜV-Experten testen die Hotels unter anderem unter den Aspekten Großzügigkeit, Innovation und Nachhaltigkeit des SPA-Bereichs. Ein umfangreicher Katalog von Wellness-Hotels & Resorts kann online unter https://www.wellnesshotels-resorts.de/de/ueber-uns/services/wellnesshotel-katalog-bestellung und / oder telefonisch unter +49 (0)211 679 69 69 bestellt werden.

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Alexandra Fehlberg, Presse Referentin
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